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Wird es Roy sein? Sicher der talentierteste der Drei, der schon sehr hoch und auch schon extrem weit gesprungen ist. Diese Erfolge liegen zwar schon lange zurück, doch wenn er auch nur annähernd so gut springt, wird er die beiden Konkurrenten weit zurück weisen.
Oder wird Yves – die Gazelle – am Schluss triumphieren? Als klarer Favorit in beiden Laufdisziplinen liegt die Vermutung nahe, sind doch dies die wichtigsten beiden Disziplinen.
Aber auch Dominic, der jüngste, will bei der Entscheidung noch mitmischen. Sein Vorteil liegt in der Ausgeglichenheit, in keiner Disziplin wird er viele Punkte verlieren.
Unpünktlich nach 8 Uhr am Morgen holte uns Yves ab und wir fanden nach Pfungen. Roy gab sich bereits nervös. In Pfungen wurde dann nur sehr kurz und betont locker eingelaufen. Die Sonne war schon stark, die ersten Schweisstropfen rannen schon. Für den 100 Meter reihten sich die Gräfstler erst als letzte zum Start ein – nur nicht übermotiviert und nervös wirken. So durften sie dafür schön zu dritt rennen. Roy kam beim Start sehr gut weg, er hatte sofort Vorsprung. Auf Yves, der lahm wie Lauch war, hatte er sogar mehrere Meter. Doch Roy war danach zu langsam, Yves zog bereits in der Hälfte mit hohen Schritten an beiden vorbei. Auch Dominic kämpfte sich stetig hervor – und prompt bis zur Ziellinie war er gleich auf mit Roy. Yves war aber noch vier äusserst wertvolle Zehntel schneller.
Als nächstes machten wir die meisttrainierte Disziplin der letzten Jahre: den Speerwurf. Da werden die häufigen Trainingsbesucher Vorteile haben. Doch Roy braucht offenbar kein Training für Spitzenleistungen: er schleuderte seinen Speer beinahe aus dem Stand auf über 42 Meter. Eine grosse Überraschung, bis jetzt ist ihm noch nie so ein Wurf gelungen. Ob er dies ab jetzt regelmässig schafft? Den anderen beiden blieb nur gehörig Applaus zu spenden und zu Gratulieren. Auch beim Kugelstossen konnte Roy resümieren. Sein unglücklich abgeschlipfter Stoss brachte die Kugel doch auf gegen zwölf Meter. Yves hingegen musste sich jetzt schon zum zweiten Mal von beiden Konkurrenten geschlagen geben. Doch zwei seiner Paradedisziplinen stehen ja noch an.
Die Weitsprunganlage in Pfungen ist sehr günstig. Die Landung liegt dutzende Zentimeter unterhalb des Absprungs. Neue Rekorde waren also mehr als nur denkbar. So sagte Dominic vor dem Wettkampf selbstsicher, dass er heute den Rekord seines Vater schlagen werde. Und wirklich, bei jedem Sprung von ihm klöpfte der Balken, der Anlauf sass präzise und der Absprung war energisch. Das flog schöne 6 Meter 01! Yves hingegen enttäuschte und Roy? Erste zwei Sprünge – beide Übertritt! Doch der Gute behielt Nerven und sprang dann doch noch souverän 5.70. Die Superblamage von drei Nullern passierte dafür einem anderen von Grafstal – just davor Adi, der in der Kategorie Jugend sprang.
Im Hochsprung gelang es Yves nicht, mit seiner Stärke die anderen genügend zu distanzieren. Nur gerade 5 cm höher – 160 statt 155 – sprang er als Dominic und Roy. Damit wird die Entscheidung über den internen Sieg erst in der harten und letzten Disziplin, dem 1000er fallen. Roy liegt zwar jetzt nach Punkten noch deutlich im Vorsprung, doch wird er diese verteidigen können? Seine konditionellen Schwächen sind enorm. Yves wird den 1000er sicher gewinnen und somit gleich bei drei Disziplinen absahnen. Doch Dominic hat bei den bereits absolvierten Disziplinen mehr Punkte geholt als er, Yves muss ihn ihn also abhängen, um ihn in der Rangliste zu überholen. Er, die Gazelle, zieht von Beginn an als Spitze weg. Dominic kann ihm als einziger mit Mühe folgen und heftet sich wie ein Detektiv an Yves‘ Ferse. Mehr als drei Meter Vorsprung gewährt er ihm nie. Beim Zieleinlauf ziehen beide nochmals an und Yves kann sich knapp als erster Halten. Dieser Sieg war ihm auch zu gönnen nach seiner ständiger Führungsarbeit. Doch beim Erscheinen der Rangliste jubelte dann Dominic, von den drei Gräfstler wurde er als erster aufgeführt, er hatte im 6-Kampf am meisten Punkte geholt.
Der Mut der Drei, sich im Einzeln zu stellen hat sich definitiv gelohnt. Keine Frage, so macht Leichtathletik Spass. Jeder konnte mit seinem persönlichen Erfolgserlebnis nach Hause fahren.
Dominic Keller